Allgemeine soziale und wirtschaftliche Informationen
Das Departament Alta Verapaz liegt im Norden Guatemalas, 75.3% der Bevölkerung sind arm; 52% leben in extremer Armut; die Daten der urbanen Bevölkerung im Vergleich zum Land werden respektiv jeweils mit 30.9% und 56.3% angegeben.
Als weitere Hinweise für die nicht gedeckten Grundbedürfnisse dürfen folgende Daten zur Kenntnis genommen werden: ungenügende Qualität der Wohnverhältnisse 28.9%, kein fliessendes Wasser 39.4%; keine Sanitärinstallationen 14.9%, Schulabstinenz 27.3%; Überbevölkerung 70.7% . Auch wenn sich die Daten in den letzten Jahres etwas verbessert haben waren die Veränderungen in der ländlichen Region nicht von wesentlicher Bedeutung. Alta Verapaz ist eines der Departamente mit den kritischsten Werten.
Santa María Cahabón gehört zu den Gemeinden in Guatemala, die bezüglich der Ernährungssicherheit am verwundbarsten sînd aufgrund der strukturell bedingten Armut wie auch immer wieder auftretenden kritischen klimatischen Bedingungen. Gemäss dieser Daten ist die Ernährung der Kinder in 66.8% ungenügend und die Ernahrungsunsicherheit ist gravierend. 55.6% der Bevölkerung ist chronisch unterernährt. In Alta Verapaz präsentiert die Gemeinde Santa Maria Cahabon die am besorgniserregendsten Daten.




Gemäss der letzten Volkszählung hat Santa Maria Cahabon ungefähr 70,000 Einwohner , 98% sind Indigene, hauptsächlich der Ethnie Q’eqchi’. 90.62% der Bevölkerung lebt auf dem Land von der Landwirtschaft und 9.38% leben im Hauptort. Im Jahre waren 58% weniger als 18 Jahre alt. Die Menschen auf dem Land leben in Streusiedlungen in der Nähe ihrer Parzelle. Doch oft ist die Parzelle mehr als eine Stunde zu Fuss vom Haus entfernt.
Im Dezember 1996 wurde ein Friedensvertrag zwischen der Unión Revolucionaria Nacional Guatemalteca (URNG) und dem guatemaltekischen Staat unterzeichnet. Damit wurden 36 Jahre Bürgerkrieg beendet. Während dem Krieg verloren 200,000 Menschen das Leben oder verschwanden und etwa 2 Millionen waren auf der Flucht.
Wirtschaftliches Umfeld
90% der Bevölkerung widmet sich der Landwirtschaft auf der eigenen Parzelle oder sie arbeiten gegen Bezahlung auf Landwirtschaftsbetrieben in Cahabon oder in anderen Orten und Departamenten.
Die landwirtschaftliche Produktion der Bauern und Bäuerinnen dient in erster Linie der Deckung des Eigenbedarfes. Vor allem werden die Grundnahrungsmittel Mais, Bohnen und Chile für die Ernährung der Familie produziert. Dazu wird die traditionelle Anbaumethode der Waldrodung verwendet und das organische Materal wird anschliessend verbrannt. Dieses System ist heute überholt, da es in einer Zeit sinnvoll war, da der tropische Regenwald noch existierte und in einem Rotationssystem die bebaute Erde wieder mehrere Jahre ihrem Schicksal überlassen werden konnte. Heute, aufgrund des Mangels an Boden, muss bereits jedes 2 oder 3 Jahr derselbe Boden wieder bebaut werden. Die Erde wird immer mehr ausgelaugt und verarmt. Der Boden ist aufgrund der heftigen Regenfälle, der Windes und der steilen Hänge der Erosion ausgesetzt und verfügt über immer weniger Nährstoffe
Es werden auch Produkte erwirtschaftet, die für den Export bestimmt sind, vor allem Kardamom und Kaffee. Doch der Erfolg dieser Produkte hängt sehr stark von den Weltmarktpreisen ab die grossen Schwankungen unterworfen sind. Der Kardamom wurde von deutschen Grossgrundbesitzern in den 30-er und 40-er Jahren nach Guatemala gebracht. In den vergangenen Jahren gelang es vielen Q'eqchi'-Bauern ein eigenes Stück Land zu erwerben. In den meisten Fällen handelt es sich um nationalen Boden der den Bauern zugesprochen worden war, in anderen Fällen wurde der Boden gekauft. Dies hatte zur Folge, dass für den Export bestimmte Produkte vermehrt angebaut wurden und sich ausgedehnt haben.
Der grösste Teil der Ernte der für den Export bestimmten Produkte (vor allem Kardamom, Kaffee und Kakao) werden an Zwischenhändler verkauft. Die Zufahrtsstrassen sind oft in schlechtem Zustand. Eine gezielte Organisation der Vermarktung der Produkte mit dem Ziel bessere Preise zu erzielen und Einfluss auf den Markt zu erhalten scheint schwierig. Es fehlt an Strukturen für eine effektive Bauernorganisation, an Betriebskapital und an technischen Kenntnissen.
Zahlreich sind die Bauern, die sich als Tagelöhner auf landwirtschaftlichen Grossbetrieben in anderen Gemeinden oder Departamenten verdingen um das Einkommen für den Unterhalt der Familie etwas aufzubessern. Der Mindestlohn für landwirtschaftliche Arbeit ist bei Q. 52.00 pro Tag (entspircht Euros 4.75) festgesetzt. Der tatsächlich bezahlte Lohn ist in vielen Fällen allerdings niedriger anzusetzen und liegt bei Q. 35.00..
Erziehung
Im Departement bieten öffentliche und private Schulen Ausbildungen an: bilingue PrimarlehrerInnen, bilingues Vorschullehrpersonal, Buchhalter, kaufmännisches Sekretariat, Abitur etc.). Die meisten Berufsausbildungen bewegen sich im Bereich von Informatik und Technologie. Es gibt jeweils einen Ausbildungsgang für Agrartechniker (EFA) und für die effiziente Nutzung der natürlichen Ressourcen (ITERN). Die ausgebildeten Landwirtschaftsspezialisten verfügen über eine generelle Grundausbildung mit Schwerpunkt auf hochgezüchtete Produkttechnologie, anstelle von prozessorientierten technologischen Abläufen, die vom Kleinbauern am meisten benötigt werden.
Wir präsentieren hier einige statistische Daten im Bereich Erziehung. Erfasst sind Personen, die über 15 Jahre alt sind unter Berücksichtigung des Geschlechts und der ethnischen Zugehörigkeit in Alta Verapaz im Jahre 2002: 55.8% der indigenen Männer konnten lesen und schreiben, während 90.3% der Mestizen-Männer Alphabeten waren, 31.6% der indigenen Frauen konnten lessen und schreiben im Vergleich zu 86.1% der Mestizen-Frauen. Aus diesen Daten wird die scharfe Ungleichheit bezüglich Geschlecht und ethnischer Zugehörigkeit ersichtlich. Diese Information spiegelt die Diskriminierung und Marginalisierung, wie sie in dieser Region und in Guatemala im allgemeinen noch Alltag ist. Die indigenen Frauen sind mit Abstand am meisten diskriminiert und marginalisiert und in ihrem Falle ist die Analphabeten-Rate am höchten. In abgelegenen Region erreicht sie 90%.
In den meisten Dorfgemeinschaften funktioniert heute eine Primarschule. Es fehlt allerdings in vielen Fällen an Infrastruktur und Mobiliar sowie didaktischen Material und Büchern. Heuzutage sind die meisten Lehrer Q'eqchi' und es besteht ein wachsendes Bewusstsein der Notwendigkeit einer Methodik zweisprachigen Unterrichts. Doch die pädagogischen Kenntnisse und das Wissen dieser Lehrer ist defizient.
Als Institution stehen wir für die gute Kultur unseres Volkes, für ihre Spiritualität und ihre uralte Weisheit ein. Unsere Bauernfamilien sind Selbstversorger ohne jegliche Rücklage und leben von ihren kleinen landwirtschaftlichen Parzellen. Die Aussichten auf Arbeit ist minim. Die Hälfte der Bevölkerung ist unter 18 Jahre alt. Für die Jugend ist das Angebot einer spezifischen Ausbildung für ländliche Gebiete, die es ihnen ermöglicht, mit ihren eigenen lokalen Ressourcen besser zu arbeiten, nahezu gleich Null. Auf der anderen Seite sehen wir erhebliche Anstrengungen, neue Ausbildungsbereiche für neue und innovative Technologien in den Bereichen Informatik, Agrarindustrie und Kommunikation zu schaffen. Diese Sektoren machen jedoch zusammen einen kleinen Prozentsatz der erwerbstätigen Bevölkerung aus.

Hunderte von Bauern verkaufen ihre Grundstücke für ein Butterbrot. Käufer sind nationale oder internationale Investoren, die grossangelegte Agrarbetriebe aufbauen: Bananen, Palmen zur Ölgewinnung etc. Manch einer kauft mit dem Geld einen ausgedienten Lastwagen oder Pick-up oder macht einen kleinen Laden auf. Das Geld ist schnell verbraucht. Hunderte von Menschen steigen täglich auf die Lastwagen, um sich in agrarindustrielle Betriebe transportieren zu lassen. Als Taglöhner schneiden sie Bananen oder setzen oder ernten Palmen. Für die Bauern, die ihr Land nicht verkauft haben, aber dennoch von den monatlichen Einnahmen auf den Grossbetrieben abhängig sind, wird diese Situation zum Teufelskreis. Sie wirtschaften auf ihrem Boden mit Chemie und konventionellen Methoden, da es schnell gehen muss. Das eigenes Land wird immer unproduktiver und versteppt. Die indianische Jugend setzt auf die Karte Studium, um ein Diplom zu erhalten auf der Suche nach sozialem und wirtschaftlichem Aufstieg. So wie die Einsatzkarte vor weingen Jahren „Land“ hiess, heisst sie heute „Studium“. Es besteht allerdings die Gefahr, dass sich dies schon in kurzer Zeit als genauso unattraktiv erweisen wird, wie der Traum der Eltern „Land“ hiess. Arbeitsplätze, die qualifiziertes Personal benötigen, sind dünn gesät sind und im rassistisch unterwanderten Guatemala für die Indiojugend schwer zugänglich. Pro Jahr werden durchschnittlich 200,000 Jugendliche aus den Schulen entlassen, aber nur etwa 20,000 finden eine formale Anstellung. Die Wirtschaft und die Welt der Arbeit wartet nicht auf die indigene Landjugend.